Ecce, sacerdos magnus
Samstag, 11. 10. 2025 um 18:00
Kirche St. Leopold
Stoitzendorf
Musikalisch-literarisches Programm gewidmet der Persönlichkeit des Bischofs Augustinus Luciani aus Mirandola, der das Zentrum der damaligen italienischen Renaissancekultur verließ und nach Böhmen ging, das nach den Hussitenkriegen ohne Bischof war. Es erklingt geistliche und weltliche Musik des 15. Jahrhunderts, dargeboten vom Ensemble Musica Panica (Eliška Baťová, Kristýna Kosíková, Melusine Srovnal, Vladimír Kosík), ergänzt durch Rezitationen zeitgenössischer Texte. Das Programm umfasst Werke von enaissancekomponisten wie Johannes Martini, Jacob Obrecht, Marchetto Cara sowie anonyme Choräle, die die Atmosphäre der Spätgotik heraufbeschwören. Das Konzert findet in der barock-gotischen Kirche St. Leopold statt, die sich mit einer Orgel aus dem Jahr 1805 rühmt.
Dieses Konzert bildet den Abschluss des 6. Jahrgangs des Festivals Silberbauerovo hudební Podyjí, das in den Monaten August, September und Oktober 2025 musikalische Begegnungen in wunderschönen Gotteshäusern quer durch Südmähren und Niederösterreich bietet.
🗓️ 11. Oktober 2025 (Samstag) | 🕔 18:00
📍 Stoitzendorf, Kirche St. Leopold
🎟️ Freier Eintritt
Künstler
- Musica Panica ist ein Ensemble professioneller Musikerinnen, das sich auf die Interpretation mittelalterlicher und renaissancistischer Musik spezialisiert hat. Es schöpft aus internationalen Erfahrungen im Bereich der Alten Musik – sowohl in der künstlerischen Praxis als auch im wissenschaftlichen Studium. Das Ensemble ist seit 2020 in der Tschechischen Republik aktiv und trat erstmals mit einem Projekt hervor, das tschechische Liebeslieder aus spätmittelalterlichen Handschriften des Kreuzes von Telč neu zum Leben erweckte. Die treibenden Kräfte des Ensembles sind Kristýna Kosíková (Clavisymbalum, Organetto, Harfe), Absolventin der Musikfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag sowie mehrerer Auslandsaufenthalte, Cembalistin und Mitglied zahlreicher tschechischer und internationaler Ensembles; sowie Eliška Baťová (Dramaturgie, Flöten), Absolventin des Konservatoriums Pilsen und des Instituts für Musikwissenschaft der Karls-Universität Prag, Flötistin, Musikpädagogin und Fachautorin für Alte Musik. Mélusine Srovnal (Gesang, Viola da gamba, Fidula) ist Absolventin der Maîtrise Notre-Dame de Paris und des Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris. Als Sängerin und Gambistin wirkt sie an zahlreichen renommierten Projekten in Tschechien und im Ausland mit.
In diesem Projekt präsentiert Musica Panica ein thematisch gestaltetes Programm unter dem Titel Ecce, sacerdos magnus: Ein musikalisches Porträt eines Renaissancebischofs in den hussitischen Böhmen, bestehend aus geistlicher und weltlicher Musik des 15. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht das Leben des italienischen Bischofs Augustinus Luciani, der aus seinem Wirkungsort Mirandola – einem Zentrum der italienischen Renaissancekultur – in die von den Hussitenkriegen gezeichneten böhmischen Länder kam, die damals ohne bischöfliche Führung waren. Mehrere Jahre lang unternahm er dort eine „Triumphreise“, gefeiert in utraquistischen Städten, auf Adelssitzen und schließlich auch in Prag, bevor kirchliche Konflikte ihn zum Rückzug zwangen. Er starb in Kutná Hora und kehrte nie in seine italienische Heimat zurück. Sein Lebensweg bietet eine reiche Inspirationsquelle für die musikalische Gestaltung – im Spannungsfeld zwischen der Leichtigkeit der italienischen Renaissance und der unruhigen tschechischen Welt, in der noch die Klänge des Spätmittelalters nachhallen. Das Ensemble interpretiert vokale und instrumentale Werke, die diesen historischen Bogen aufgreifen – mit Flöten, Clavisymbalum, Organetto, Viola da gamba, Fidula und weiblichen Stimmen. - Eliška Baťová – Flöten, Gesang
- Kristýna Kosíková – Clavisimbalum, Organetto, Harfe, Gesang
- Melusine Srovnal – Viola da Gamba, Gesang, Fidel
- Vladimír Kosík – Rezitation, Gesang
Entritt
Freiwillige Spende
Programme
Johannes Martini: La fleur de biaulté
Rezitation: Im Jahre des Herrn 1482 ließen die Feinde des Kelches keinen Tschechen zur Priesterschaft weihen…
Johannes Martini: Fuge la morie
Johannes Martini: Il est toujours
Marchetto Cara: Chi me dara piu pace
Rezitation: Es ist zu uns gelangt, dass Eure Hoheit sich nach unserer Ankunft in diesem Königreich erkundigt…
anonym: Sampsonis honestissima / En etas iam aurea
anonym: Sacerdos et pontifex
anonym: Patrem omnipotentem
Rezitation: Und zuerst kam er zu Herrn Peter auf Wintenberk, in der letzten Fastenwoche…
Choral: Tu es Domine
Rezitation: Und da sandten viele Städte ihre Boten zu ihm…
Johannes Martini: Sol mi fa sol sol
Choral: Iam non dicam vos servos
Rezitation: Im Jahre des Herrn 1484 wurde Bischof Augustin, glänzend von den Prager Bürgern empfangen, nach Prag geleitet…
Lied: Lasset uns stets den gütigen Gott preisen
Jacob Obrecht: Largire nunc mitissime
Rezitation: Am Sonntag, dem Fest des hl. Jakobus, zelebrierte derselbe Bischof auch im Kloster zum hl. Jakobus in der Altstadt…
Petrus Wilhelmi de Grudencz: Predulcis eurus turbinis
Lesung aus dem Buch der Weisheit
Lied: Treue Christen, hofft voll Zuversicht
anonym: Lasset uns Gott loben
Rezitation: Im Jahre des Herrn 1491 fertigte Bischof Augustin das Siegel des Erzbistums an…
Alexander Agricola: Cecus non judicat de coloribus
Rezitation: Im Jahre 1493, an dem Freitag vor der Übertragung des hl. Wenzel, verstarb in Kuttenberg der würdige Vater…
Johannes Martini: De la bonne chierre
anonym: Marguerite
Bartolomeo Tromboncino: La pietà chiuso ha le porte
Ort
Die Pfarrkirche St. Leopold im niederösterreichischen Stoitzendorf ist ein bemerkenswertes Bauwerk mit Wurzeln im 15. Jahrhundert. Ursprünglich dem hl. Jakobus geweiht, wurde sie im 16. Jahrhundert dem Stift Klosterneuburg inkorporiert und erhielt das Patrozinium des hl. Leopold – des Landespatrons von Niederösterreich. Die heutige Gestalt der Kirche ist das Ergebnis mehrerer Bauphasen. Nach Zerstörungen wurde sie 1620 wiederaufgebaut, der Westturm entstand 1740, und im 19. Jahrhundert erfolgten umfassende Umgestaltungen. Das gotische Kernbauwerk ist noch heute an Spitzbogenfenstern und Portalen erkennbar, ergänzt durch barocke und neugotische Elemente. Im Inneren beeindrucken die reich bemalte Flachdecke, barocke Figuren der Apostel Petrus und Paulus am Hochaltar sowie Holzskulpturen von Heiligen aus der Zeit um 1800. Besonders erwähnenswert ist die Orgel, die um 1805 vollendet wurde und bis heute in Gottesdiensten und Konzerten erklingt.
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